Waldsterben

Spinnenweben, die nur Nebel fangen,
Zerreißen nutzlos, als ein toter Baum sie trifft.
Die Spinne haucht, vor Hunger eh dem Tode nah,
Ihr Leben aus, das längst schon keins mehr war.

Kiefernkrüppel steh'n vereinzelt:
Totenmal für Tiere
Fern und nah;
Nicht mehr da.

Die Wildschweinsuhle liegt verlassen;
Eh'mals trübes Wasser ist
Auf einmal
So
Befremdlich
Klar.

Der Kadaver eines grauen Hasen
Unverscharrter Zeuge, dass
Selbst die Totengräberkäfer
Diesen Ort schon lange meiden.

Wo ist das Licht, das Grün, der Traum
Vom freundlichen Gesicht im Baum
An dem jetzt Alptraumwesen leiden,
Weil sie ihm seine Fratze neiden.

Gesehen nur von morscher Bäume blindem Blick
Stirbt unbeweint der letzte blaue Enzian,
Verfärbt sich schwarz und kehrt nie mehr zurück.

Nein!
Das darf nicht sein!
Gibt es Hoffnung?
Ja!

Der Enzian im toten Wald
Wird angerührt von Gottes Hand.
Die blinden Bäume können's sehn
Und werden wieder jung und grün.

Der Alp, den Rücken schon zur Wand -
Vor Jesu Liebe muss er flieh'n!
Das Kind hört auf zu träumen,
Wird Mann, begreift die Welt.

Die Käfer nutzen ihre Gaben
Und haben auch noch Spaß dabei;
Das graue Tier wird gut vergraben
Und wird zu Humus - eins zwei drei!

Ein starker Eber grunzt vergnügt
Und wälzt sich wild im Schlamm.
Die Suhle hat ihn wieder lieb
Und färbt sich fröhlich-trüb.

Den Tieren zeigt der Herr die Schuld,
Zu Aasen an der Kiefer.
Der Kiefer schenkt der Herr Geduld -
Sie neigt sich sogar tiefer.

Und eine kleine Fliege schwirrt
Haarscharf am alten Netz vorbei.
Die Spinne isst ein Stückchen Lauch,
Weil sie jetzt kein Fleisch mehr braucht.

Nur die Schlange liegt zertreten auf dem Bauch.

Lebensgarten

Illustrierte Fassung des Gedichts

Dieses Gedicht entstand, wie man vielleicht bemerkt, in zwei Etappen, zwischen denen mehrere Monate lagen.
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Diskussion

2017-09-29 01:07:16 von pop3:
Das waren bestimmt harte Monate, vielleicht auf einem Neutronenstern mißhandelter Seelen?

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